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Rantzau xx - Vater von Cor de la Bryere Im Folgenden ein sehr guter Artikel über Vollblüter, die in Frankreich bei den Selle Français als Veredler eingesetzt wurden. Der ausführliche Artikel wurde im Jahre 1993 geschrieben von Otmar Beyer de Béhaux .

Wir danken dem Autor für die Erlaubnis, den Artikel hier zu reproduzieren. Er wurde an einigen Stellen textlich und mit Fotos ergänzt, hat aber nichts an Akutalität verloren.

Vollblutveredler der französischen Sportpferdezucht

Die Stutenbasis des Selle Français

Das französische Sattelpferd hat seit dem letzten Krieg eine Entwicklung genommen, die der Holsteinischen sehr ähnlich ist. Da auch die Ausgangsbasis sehr ähnlich war, sind die beiden Zuchten durchaus miteinander zu vergleichen.

Der Selle Français war damals noch in Regionalzuchtbücher aufgesplittert, genau wie es heute in Deutschland noch der Fall ist. Das Hochzuchtgebiet lag jedoch damals schon in der Normandie, besonders um die beiden Staatsgestüte Le Pin und Saint Lô, wobei dem Letzteren eine besondere Bedeutung als Zentrum der Sattelpferdezucht zukommt.

Es handelte sich zu jener Zeit um ein schweres Warmblutpferd, das sowohl der Armee als Zugpferd, als auch der Landwirtschaft als Arbeitspferd diente. Die Armee benutzte damals noch die leichteren Modelle als Kavalleriepferd, in Konkurrenz mit dem Anglo-Araber. Als dann mit der fortschreitenden Motorisierung dieser beiden Hauptabnehmer die Nutzungsbreite für Pferde immer stärker abnahm, tendierten die Nationalgestüte zu einer Verstärkung des Modells. Daraufhin schlossen sich einige Züchter zusammen, um ein leichtes, gängiges Sportpferd unter besonderer Berücksichtigung der Springveranlagung zu züchten.

Veredelung mittels Vollblut

Die Veredlung erfolgte auf die gleiche Art und Weise wie in Deutschland, durch Einkreuzung der beiden Vollblutrassen, Engländer und Araber, und des Anglo-Arabers. Es steht jedoch außer Zweifel, dass besonders der englische Vollblüter den Selle Français in den Anfangsjahren geprägt hat.

Die heute existierenden Hengstlinien gehen, mit einer, allerdings kapitalen, Ausnahme, alle auf Hengste der Nachkriegszeit zurück. Die alten Hengstlinien treten nur noch in den hinteren Generationen der Stutenstämme auf. Die einzige Vorkriegsvollbluthengstlinie, die auch heute noch existiert geht auf den Vollblüter Orange Peel xx von Jus d'Orange xx zurück. Dieser Hengst deckte in den zwanziger und dreißiger Jahren in der Normandie.

Die wichtigsten englischen Vollblüter der Nachkriegszeit waren Furioso xx, Ultimate xx, Fra Diavolo xx und Rantzau xx . Weiterhin muss man L'Alcazar xx, Foudroyant II xx, Ivanoé xx, und Le Mioche xx nennen.

Der bedeutendste Anglo-Araber war Nithard AA . Seine Nachkommen haben sich immer durch, für Anglo-Araber, sehr gute BSO-Werte ausgezeichnet.

Die Vollblüter Micipsa xx und Samaritain xx, welche besonders in der AA-Zucht eingesetzt worden sind, haben durch ihre AA-Hengstnachkommen auch die SF-Zucht beeinflusst. Es gibt jedoch keine, von einem Anglo-Araber ausgehende, Hengstlinie, die über die 2. Generation hinausgeht.

Die SF-Zucht hat jedoch, im Gegensatz zu den deutschen Zuchten, nie eine Verringerung des Vollblutveredlereinsatzes erfahren. Dies liegt an der Bedeutung der Staatsgestüte und deren Hengsten. Jeder gekörte Hengst einer der vom staatlichen Zuchtbuch betreuten Rasse, der von einem Staatsgestüt aufgestellt ist, ist prinzipiell für die SF-Zucht anerkannt. Jeder Züchter entscheidet, welchen Hengst er zum Decken nimmt, selbst wenn es z.B. ein Traberhengst ist. Da auch in Frankreich immer Vollblüter und Anglo-Araber gezogen wurden - für beide Rassen ist Frankreich einer der bedeutendsten Produzenten -waren zu jeder Zeit die von den Nationalgestüten aufgestellten Veredlerhengste den Züchtern zugänglich.

Im Gegensatz zu Deutschland sind aber auch alle Stuten, die in ein anerkanntes französisches Stammbuch eingeschrieben sind, prinzipiell Selle Français produzierend. Das heißt, daß Fohlen von jeder eingetragenen Araber-, Traber-, Anglo-Araber- und Vollblutstute, wenn diese entsprechend angepaart wird, in das Selle Français-Stutbuch eingetragen werden können.

Die SF-Stutenbasis ist seit 1989 zahlenmäßig fast so stark wie die Stutenbasis des französischen Trabers. 1989 wurden 16.049 Stuten von Hengsten zur Produktion von SF gedeckt. Das Verhältnis der von SF-Hengsten und rassefremden Hengsten gedeckten Stuten ist ungefähr 2:1. Man stellt jedoch regional große Unterschiede fest, da in der Normandie durchschnittlich mehr als 70% der Stuten von SF-Hengsten gedeckt werden, wogegen in Angers nur noch 36% von diesen gedeckt werden. Gleichzeitig verzeichnet man hier einen starken Anstieg der Vollblutdeckungen.

Angers und Le Pin sind die Zentren der französischen Vollblutzucht. Im Südwesten endlich, im Hochzuchtgebiet des Anglo-Arabers, werden nur noch knapp 15% von SF-Hengsten gedeckt. Die Deckzahlen für das Jahr 1991 bei Aufsplitterung in Rasse des Hengstes und Rasse der Stute zeigen, dass die AA-Hengste, nach einem Einbruch am Anfang der 80iger Jahre, immer mehr Stuten zur SF-Produktion decken, während gleichzeitig und zudem auch kontinuierlich die von Vollbluthengsten gedeckten Stuten zur SF-Produktion immer weniger werden.

Bei Untersuchungen der Herkunft der Beschäler kann man feststellen, dass mehr als 75% aus der Normandie stammen und so das wertvolle Erbgut des Hochzuchtgebietes in das ganze Zuchtgebiet getragen haben. Heute findet man Stuten mit großzügigem Rahmen und Kaliber fast nur noch in der Normandie, wo sie wenig im Sport eingesetzt und fast sofort in die Zucht gehen.

Letzter aber wichtiger Punkt ist die Exterieurbeurteilung nach 'modelle et allures' - Modell und Grundgangarten - wie die Franzosen sagen. Hier kennen die Franzosen nicht die Vereinheitlichung wie sie in allen deutschen Warmblutzuchtbüchern der Fall ist. Die zu beurteilenden Pferde werden, ihrer Größe nach, in Gruppen geteilt und innerhalb dieser Gruppen platziert. Bei dieser Art der Bewertung ist die Vereinheitlichung des Typs natürlich bedeutend schwieriger als bei der einheitlichen Typbewertung wie sie zum Beispiel das Holsteiner Zuchtbuch kennt.

Die Vollbluthengste der ersten Stunde

Unter diesen Vollblutvererbern waren es besonders jene 4 (Furioso xx, Ultimate xx, Fra Diavolo xx und Rantzau xx), die hervorragend einschlugen und deren Hengstlinien auch heute noch bestehen.

Die Linie des Orange Peel xx bestand schon vor allen anderen, da er seit 1925 im Deckeinsatz stand. Er hat aber nur wenige qualitätsvolle Söhne gebracht.

Die Hengstlinien des Furioso xx und des Rantzau xx sind unter diesen 5 die kleinsten, da ihre bedeutendsten Vertreter im Ausland stehen oder bis zu ihrem Tode dort gestanden haben. Es waren die Hengste Furioso II , Futuro und Cor de la Bryère . Während Cor de la Bryère seit 1992 jedoch seinen ersten gekörten französischen Sohn im Nationalgestüt Les Bréviaires stehen hatte, haben die beiden Furioso-Nachkommen keine gekörten franz. Söhne in Frankreich.

Während jedoch noch mehrere gute Rantzau-Söhne im aktiven Deckeinsatz stehen, hat Furioso xx keinen gekörten Sohn mehr. Er hat jedoch eine immense Bedeutung gewonnen durch die Mutter des Starvererbers Jalisco B, Tanagra, die eine Furioso-Tochter ist.

Unter den drei restlichen Hengstlinien ragt zur Zeit die des Orange Peel xx besonders heraus. Ihr gehören die Starvererber Jalisco B, Galoubet A und I Love You an; alle drei sind Almé-Söhne. Weiterhin gehören zu dieser Hengstlinie Elf III, Fair Play II und Double Espoir , um nur einige zu nennen.

Die Hengstlinien des Ultimate xx und des Fra Diavolo xx hatten jedoch bis vor kurzem noch ihre Starvererber, die an Bedeutung hinter Almé sicher nicht zurückstehen. Dies waren Grand Veneur und Uriel .

Diesen Hengstlinien gehören fast 90% aller gekörten Hengste der Rasse Selle Français an.

Die Bedeutung der Veredlerhengste ist, wie die Zahl von 90% zeigt, extrem groß für die ganze SF-Zucht. Besonders muss jedoch erwähnt werden, dass diesen Vollblütern, und in wenigstem genauso starkem Masse ihren Söhnen, überdurchschnittliche viele Stuten unbekannter bzw nicht anerkannter Herkunft zugeführt wurden. Dieses ist besonders bei den Furioso- und Rantzau-Söhnen spürbar und wahrscheinlich mit einer der Gründe, weshalb diese beiden Hengstlinien weniger stark entwickelt sind. Weiterhin hat besonders Rantzau xx unter einem sehr schlechten Ruf gelitten, der sich auf seine Söhne übertragen hat.

Die aktuellen Vollblüter

Zu den guten Vollblütern der 60iger, 70iger und 80iger Jahre kann man Moon Mountain xx, Night and Day xx, Rakosi xx, Pot d'Or xx, Canapville xx, Turner xx, Gaur xx, Benroy xx und St Brendan xx rechen.

Benroy xx, Pot d'Or xx, Turner xx und Night and Day xx haben schon unter ihren Söhnen, im Gegensatz zu den anderen Hengsten, hervorragende Vererber.

Von den Vollblutbeschälern die noch im Deckeinsatz stehen, sind relativ viele Söhne gekört worden. Ohne der Entwicklung vorgreifen zu wollen, kann man heute 2 Vollbluthengste besonders herausheben: Count Ivor xx (HN) und Laudanum xx . Beide haben hervorragende BSO-Werte und eine große Anzahl von gekörten Söhnen.

Laudanum xx als Privathengst wird etwas weniger benutzt, was wahrscheinlich auch eine Frage der Decktaxe ist.

Weiterhin muss man auch Rubloff xx nennen, der, über Sir Ivor xx, ein Halbbruder zu Count Ivor xx ist. Auch er besitzt einen überdurchschnittlich guten BSO-Wert. Im Gegensatz zu seinem Halbbruder ist er jedoch Privathengst.

Zwei junge Hengste haben einen sehr guten Einstand gehabt und zeichnen sich durch gute BSO-Werte oder ein sehr gutes Modell aus: King's Road xx und What A Joy xx.

Die Körung der Vollbluthengste in Frankreich

Die Körung der Vollbluthengste erfolgt auf Basis ihrer  Rennerfolge. Bei dieser Leistungskörung spielen Exterieurerwägungen absolut keine Rolle. Diese so gekörten Hengste dürfen pro Jahr 5 Vollblutstuten decken.

Der Besitzer kann beim Zuchtbuch eine weitergehende Deckerlaubnis beantragen. Eine Kommission des Landwirtschaftsministeriums entscheidet dann, ob diesem Antrag stattgegeben wird und wie viele Deckscheine der Hengst bekommt.

Der Besitzer eines Vollbluthengstes kann, wenn sein Hengst angekört ist, eine Deckerlaubnis für die Sportpferdezucht beantragen. Eine Kommission des Landwirtschaftsministeriums entscheidet über diesen Antrag und über die Anzahl der Deckkarten. In die Entscheidung fließen Erwägungen über Exterieur und Grundgangarten mit ein. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Rennspezialität (Flach- oder Hindernisrennen) des vorgeführten Pferdes.

Hengste, die von den Nationalgestüten aufgestellt sind, haben automatisch die Deckberechtigung in der Sportpferdezucht und die erweiterte Vollblutdeckberechtigung. Einige wenige Nationalhengste werden jedoch, trotz der prinzipiellen Anerkennung, nicht in der Sportpferdezucht eingesetzt.

Für die Nationalhengste gibt es aber eine andere Bedingung: ein Hengst, der weniger als 5 Stuten in einer Saison deckt, wird abgekört.

Die besten Vollblutbeschäler der Selle Français-Zucht

Bevor die besten Vollbluthengste der französischen Sattelpferdzucht vorgestellt werden, muss folgendes gesagt sein. Die meisten der französischen Hengstlinien gehen auf einen der Vollbluthengste zurück, die nach dem 2. Weltkrieg importiert und angekört wurden. Es gibt nur eine Ausnahme: die Hengstlinie des Orange Peel xx.

Die Orange Peel xx-Linie ist noch heute topaktuell u.a. über Quidam de Revel und Galoubet Orange Peel xx ist ein französischer Vollblutbeschäler aus dem St. Simon-Zweig . Von seinen 19 Söhnen gewannen nur wenige eine gewisse Bedeutung. Doch auch hier bestätigt eine Ausnahme die Regel: The Last Orange . Dieser im Jahre 1941 geborene Halbbluthengst hat die Linie seines Vaters zu einer der wichtigsten Frankreichs gemacht.

Sein alles überragender Sohn Ibrahim wird von den Franzosen als der Vater der modernen Sportpferdezucht angesehen. Er ist der Vater der Spitzenvererber Quastor, Almé, Digne Espoir, Double Espoir, Elf III und Ukase . Insgesamt stehen mehr als 50 Hengste, Söhne Ibrahims, im Deckeinsatz in einem meist europäischen Land.

Unter seinen Enkeln finden wir die aktuellen Starvererber des Selle Français : Galoubet A, Jalisco B und I Love You , alle drei von Almé und Fair Pay III und Huit de Coeur von Quastor und andere.

Der 2. Orange Peel-Sohn, der noch eine Rolle spielt ist Plein d'Espoirs . Er beeinflusst das Zuchtgeschehen von heute noch über seine Nachkommen Artichaut und Muguet de Manoir.

Die noch im Rampenlicht stehenden Zweige dieser Hengstlinie sind die des Plein d'Espoirs und des Ibrahim, wobei von Ibrahim 5 neue Äste ausgehen : Almé, Quastor, Elf III, Ukase und Double Espoir. Die Starverber, die allen bekannten Hengste Jalisco B, Galoubet A, I Love You, Quidam de Revel, Quito de Baussy , um nur einige zu nennen, sind alle Almén-Nachkommen. Seit einiger Zeit macht jedoch, zumindest in der Zucht, auch der Quastorenkel Narcos II von sich Reden.

Die besten in der Holsteiner Zucht deckenden Almé-Nachkommen waren ohne Zweifel Athlet und Alcatraz .

Der Quastorsohn Othello hat in Holstein keine bleibende Erinnerung hinterlassen, da er als Fuchs sehr wenig benutzt wurde und er auch nur kurze Zeit im Zuchtgebiet blieb.

Die anderen großen, weil alten Linien sind ihrer Bedeutung nach: Ultimate xx und Fra Diavolo xx. Es folgen Furioso xx und Rantzau xx.

Dann gibt es noch einige modernere Vollblüter, die der Zucht gute Hengste hinterlassen haben : Night and Day xx, Benroy xx, Pot d'Or xx, St Brendan xx, Largny xx und Turner xx sind die wichtigsten. Diese Hengstlinien sind jedoch, noch, unbedeutend.



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